Als nun nach Fertigstellung die Bevölkerung die Möglichkeit hatte, das neue Schulgebäude zu besichtigen, war diese über das Motiv auf der Glasscheibe sehr erbost: Zu groß sei darin eine Anspielung auf den Spitznamen „Semmer Stoarn“ zu erkennen. Sämtliche Überredungsversuche seitens des Baumeisters und des Glasermeisters scheiterten. Wenn schon die Gemeinde das Geld dafür aufbringen müsse, dann wolle man sich nicht auch noch „auf die Schippe nehmen lassen“, war die damalige Meinung der Semder Bevölkerung. Der Glasermeister musste also die Scheibe wieder ausbauen und sie verstaubte in einer Ecke seiner Werkstatt.
15 Jahre später, also 1925, kam ein Dieburger Häuslebauer in die Werkstatt des Glasermeisters und entdeckte besagtes Stück. Der Glasermeister erzählte ihm von dem Verdruß, den ihm diese Scheibe schon beschert hätte. Von der Geschichte und dem Motiv angetan, beschloss der Bauherr eine Änderung seiner Pläne, schaffte an seinem Haus eine entsprechende Maueröffnung und ließ die Scheibe hier einbauen.
Soweit die Überlieferung des damaligen und inzwischen verstorbenen Bauherrn an seine Tochter und seinen Schwiegersohn.
Noch heute – nach 81 Jahren – strahlt das Bild mit seinen lebhaften Farben und erfreut die Familie wie am ersten Tag. Nach alter Familientradition werden die Schwalben auf dem Bild noch immer „Semmer Stoarn“ genannt.