Die abenteuerliche Geschichte einer Auswanderer-Familie

Man schrieb das Jahr 1834, als am 3. Juli diesen Jahres von Bremen aus ein gewisser Johann Dietrich Seibert, geboren am 28. April 1792 in Semd, seine Heimat verließ und nach St. Clair County (Illinois) aufbrach.

Joh. Dietrich Seibert war ein Sohn von Johann Dietrich Seibert, geboren am 13. Oktober 1729 in Semd, und dessen Ehefrau Maria Elisabetha, geborene Dintelmann, geboren am 4. Januar 1757 in Semd. Geheiratet haben sie am 6. August 1778 in Semd. Johann Dietrich Seibert (sen.) war in Semd Mitglied des Gerichts und Gastwirt der „Krone“, die 1792 – dem Geburtsjahr seines Sohnes – von ihm erbaut wurde. Im gleichen Jahr hat er auch als Baumeister zusammen mit Johann Henrich Seibert die Kirche zu Semd errichtet.

Abfertigungsanlage in Bremerhaven

Abfertigungsanlage für Auswanderer in Bremerhaven
(Holzstich von 1871)

Ankunft in New York

Ankunft von Auswanderern in New York
(Holzstich von 1896)

Die Familie Seibert (jun.) erreichte am 20. September 1834 auf der Barke „Minerva“ (Barke = kleines Segelschiff mit drei oder mehr Masten) Baltimore (Maryland). Auf der Schiffsliste ist er als „Didrich“, Alter 42 Jahre, von Beruf „Landwirt“, verzeichnet. Mit ihm verließen auch seine Frau Regina (40 Jahre) und die Kinder Regina (15 Jahre), Peter (13 Jahre), Elisabeth (10 Jahre), Georg (8 Jahre), Johannes (5 Jahre), Margarethe (3 Jahre), Barbara Minerva (an Bord geboren am 19. Juli 1834) und Barbara (21 Jahre, von Hessen) Deutschland. Von den Aufzeichnungen her ist unklar, ob „Barbara“ eine andere Tochter der Seiberts war, oder in irgendeinem anderen Verwandtschaftsverhältnis zu ihnen stand. Im Familien-Register der „Zion United Church of Christ“, Millstadt (Illinois) werden aber dann weder Barbara, noch das Baby „Barbara Minerva“ erwähnt.

Warum Dietrich Seibert seinerzeit mit seiner hochschwangeren Frau eine solche Strapaze auf sich nahm, wird wohl für immer verborgen bleiben.

Nach den Aufzeichnungen unseres früheren Heimatforschers Adam Storck IV. lag die eigentliche Auswanderungswelle erst in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts, also nach dem Revolutionsjahr 1848. Nach einer Statistik vom Kreisamt Dieburg sind in den Jahren 1853/54 58 Personen von hier hauptsächlich nach Amerika ausgewandert.

In ihrer neuen Heimat Amerika wurde dann am 26. Mai 1837 mit Caroline eine weitere Tochter der Eheleute Seibert geboren.

Am 11. November 1870 verstarb Johann Dietrich Seibert. Seine Beerdigung ist als „13S“ im alten Millstadt Stadtfriedhof an der South Jefferson St. (Floraville Rd.) am Südende von Millstadt verzeichnet. Frühere Aufzeichnungen stellen dar, dass dieser Friedhof als der Centreville-Friedhof bekannt war.

Die vorgenannte Tochter Caroline heiratete am 20. August 1854, den am 12. Januar 1829 in Merxheim im Rheinland geborenen und nach Amerika ausgewanderten Georg Skaer. Ihre bereits in Deutschland geborene Schwester Margarethe heiratete einen Bruder von Georg Skaer.

Am 3. März wurde dann ihr Sohn William in Ashley, Washington County (Illinois) geboren.

William war der dritte Sohn von Georg und Caroline die nach Butler County (Kansas) zogen, wo sie Land kauften. Hierbei ließen sie aber vorübergehend die älteren Söhne in Illinois mit Familienmitgliedern zurück. Nachdem dann 1876 das Haus für die Familie, eine Meile östlich von Augusta auf der Südseite des U.S.-Highway 54 fertiggestellt war, folgten die Söhne Gus P. und Will ihren Eltern nach Augusta. Sie waren damals 14 bzw. 16 Jahre alt. Jeder von ihnen hatte einen beladenen Wagen und drei Pferde für den Umzug. Als sie den Missouri-Fluß durchquerten, ging ein Wagen samt den drei Pferden im Fluß unter. Mit dem übrig geblieben Wagen und den drei Pferden, hatten die Jungen aber weiterhin konstant Schwierigkeiten. So trafen sie auf Pferdediebe, die sich hinter Bäumen versteckt hatten und auf sie feuerten. Als dann noch eines der restlichen Pferde gestohlen wurde, ersetzten sie es durch ein Maultier, damit sie ihre vierwöchige Reise von Illinois nach Augusta (Kansas) fortsetzen konnten. Ihre Verpflegung auf der Reise bestand aus Maisbrot zum Frühstück, Maiskuchen zum Mittagessen und kaltem Maisbrot zum Abendessen. So wurde es in der hundertjährigen Ausgabe der „El Dorado Times“ (Kansas) berichtet.

William bewirtschaftete 700 Morgen Land in Spring Township, Butler County (Kansas). Er war verheiratet mit Genevera Brooks und sie lebten auf einem Bauernhof östlich von Augusta am Highway 54. Auch die Brooks waren Landwirte (Orleans, Ind.)

Will und Jennie, wie sie liebevoll genannt wurden, waren beliebt bei ihren Nichten und Nef­fen. Viele der Familie erinnern sich an die glücklichen Besuche in ihrem Haus, besonders am Sonntag Nachmittag. Auch ihre Enkelkinder liebten es, sie auf dem Bauernhof zu besuchen und „Großvater“ beim Melken der Kühe, sowie der „Großmutter“ beim Herstellen der Butter und dem einsammeln der Eier zu helfen. „Großmutter“ Jennie hielt einige Legehennen, die so zahm waren, dass ihre Enkelkinder sie verhätscheln konnten.

St. Clair County

Map of St. Clair County, Lebanon and Carlyle.

Warner & Beers ; Union Atlas Co.
1876

Die Geschichte ist den Einträgen von Jessica Pendleton in RootsWeb.com, einer Internet-Site für Ahnenforschung, entnommen.