Im Jahr 2012 kann Semd auf seine 700-jährige urkundliche Ersterwäh- nung zurückblicken. Zwar dürfte Semd wesentlich früher als Siedlung bestanden haben, doch ist für ein solches Jubiläum das Vorhandensein einer entsprechenden Urkunde erforderlich. Eine solche liegt aus dem Jahr 1312 vor, als der Abt des Klosters Fulda, Heinrich V. von Weilnau, sein Allod und Gefälle, u.a. auch „Semede“, an den Frankfurter Bürger Eckehard v. Frauenrode auf 7 Jahre für 800 Pfund Heller verkaufte.
Stöbert man jedoch in den alten Chroniken, die von verschiedenen Autoren in Festbüchern aus Anlass etlicher Vereinsjubiläen herausgegeben wurden, so findet man zur Geschichte von Semd meist folgende Textpassage: „Wann die Gründung erfolgte, lässt sich nicht mehr feststellen, doch war auch unsere Gegend sicher schon früh besiedelt, da sich hier, wie auch im benachbarten Groß-Umstadt, Spuren der Menschen aus der Steinzeit fanden. So wurde vor Jahren von Holzhauern beim Fällen eines Baumes im Forst ein Steinbeil gefunden. Für die Besiedlung in der Römerzeit sind die Zeugen viel zahlreicher (...)“. Nur in den ältesten noch vorhandenen Festbüchern anlässlich des Gau-Schützenfestes 1927 und des 60-jährigen Jubiläumsfestes des „Männergesangvereins Sängerlust Semd“ 1928 wird von unserem früheren Heimatforscher Adam Storck 4., Schreinermeister, in dem Beitrag „Semd und seine Umgebung“ die Jahreszahl 836 als Ersterwähnung unseres Dorfes genannt. Wahrscheinlich bezog sich der damalige Autor, er nannte seine Quelle leider nicht, auf einen Eintrag im sogenannten „Seligenstädter Zinsregister“. Diese Aufzeichnungen konnten jedoch nicht für eine urkundliche Ersterwähnung herangezogen werden. Außerdem kommt diese vorgenannte genaue Datierung (836) in später verfassten Chroniken nicht mehr vor. Hier heißt es dann nur noch z.B.: „Im 9. Jahrhundert wurde von uraltem Boden geschrieben und als karolingische Siedlung ‚Sieminaha‘ genannt.“
Wie dem auch sei, in Semd ist man jedenfalls stolz auf das 700-jährige Bestehen des Ortes und daher wird, wie so üblich in Semd, natürlich kräftig gefeiert werden. Los geht’s am 21. Januar 2012 mit einer „Akademischen Feier“ in der Mehrzweckhalle, voraussichtlich um 19:30 Uhr. An diesem Abend werden dem Publikum geschichtliche Informationen innerhalb eines bunten Rahmenprogramms geboten.
Über das Jahr werden dann die zahlreichen Ortsvereine ihre turnusmäßigen Veranstaltungen alle unter dem Motto „700-Jahre Semd“ einen besonderen Charakter verleihen. Höhepunkt ist dann die „Semder Jubiläums-Kerb“ vom 31.08. bis 03.09.2012 zu der dann neben historischen Ausstellungen zahlreiche weitere Attraktionen in Planung sind.
Karlheinz Müller
Vorsitzender des Semder Heimatgeschichte e.V.